Mythos: 15.000 l Trinkwasser für 1 kg Rindfleisch: Unterschied zwischen den Versionen

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Ein prominentes Argument von Veganern und Umweltaktivisten ist der angeblich hohe Bedarf an Trinkwasser als Ressource zur Produktion von tierlichen Lebensmitteln. So würden allein für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch 15.000 Liter Trinkwasser verbraucht. Das sei eine Verschwendung einer knappen Ressource, was langfristig zu Umweltschäden und Verteilungsproblematiken führen könne.
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'''Fakt:''' Der Wirkungsindikator Wasserfußabdruck (water footprint) ist seit seiner Einführung im Jahr 2003 in der Kritik, weil die Schädlichkeit von Wassernutzung sehr von der Herkunft des Wassers und regionalen Bedingungen abhängig ist und eine pauschale Aufaddierung diese Unterschiedlichkeit unterschlägt.<ref name=’Fereres‘>Fereres, E., Villalobos, F.J., Orgaz, F. et al. (2017) Commentary: On the water footprint as an indicator of water use in food production. Irrig Sci 35, 83–85. <br>https://doi.org/10.1007/s00271-017-0535-y</ref><ref name='Wichelns'> Wichelns, D. (2015) Virtual water and water footprints do not provide helpful insight regarding international trade or water scarcity. Ecological Indicators, 52, 277-283.<br>https://doi.org/10.1016/j.ecolind.2014.12.013 </ref> Damit ist die Wirkung des Wasserverbrauches nicht global mittels eines Fußabdruckes, wie es beim CO<sub>2</sub>-Fußabdruck der Fall ist, vergleichbar.<br><br>


'''Tatsächlich:''' Der Wirkungsindikator Wasserfußabdruck (water footprint) ist seit seiner Einführung im Jahr 2003 in der Kritik, weil die Schädlichkeit von Wassernutzung sehr von der Herkunft des Wassers und regionalen Bedingungen abhängig ist und eine pauschale Aufaddierung diese Unterschiedlichkeit unterschlägt. Die suggerierte Analogie zum CO<sub>2</sub>-Fußabdruck ist damit falsch und irreführend.
'''Mythos:''' Einigen Veganern und Umweltaktivisten zu Folge, ist der Bedarf an Trinkwasser als Ressource zur Produktion von tierlichen Lebensmitteln besonders hoch und daher mit negativen Folgen verbunden. So würden allein für die Produktion eines Kilogramms Rindfleisch 15.000 Liter Trinkwasser verbraucht. Das sei eine Verschwendung einer knappen Ressource, was langfristig zu Umweltschäden und Verteilungsproblematiken führen könne.<br><br>


==Ursprung==
==Ursprung==
===Virtuelles Wasser und Wasserfußabdruck===
===Virtuelles Wasser und Wasserfußabdruck===
Bei virtuellem Wasser handelt es sich um ein Konzept des englischen Geographen John Anthony Allan. 1993 argumentierte er erstmal für den Bedarf eines Konzeptes zur korrekten Zuordnung ([https://de.wikipedia.org/wiki/Allokation_(%C3%96kobilanz) Allokation]) der Wassernutzung zu verschiedenen Produkten.<ref> Allan, J. A. (1993) Fortunately there are substitutes for water otherwise our hydro-political futures would be impossible, Priorities for water resources allocation and management 13.4 (1993): 26. <br> https://www.ircwash.org/sites/default/files/210-93PR-11967.pdf#page=18 <br> Archiv: https://web.archive.org/web/20200412142428/https://www.ircwash.org/sites/default/files/210-93PR-11967.pdf#page=18</ref> Hinter Produkten mit dem gleichen Wassergehalt können sehr unterschiedliche und zum Teil viel größere genutzte Wassermengen stehen, die beim Handel des Produktes nicht sofort ersichtlich werden. Das Konzept sollte nun Produkten diese bei der Produktion verwendete Menge als virtuelles Wasser zuschreiben, um so darstellen zu können welche Wassernutzung mit importierten und exportierten Produkten zusammenhängt.<br>
Bei virtuellem Wasser handelt es sich um ein Konzept des englischen Geographen John Anthony Allan. 1993 argumentierte er erstmal für den Bedarf eines Konzeptes zur korrekten Zuordnung ([https://de.wikipedia.org/wiki/Allokation_(%C3%96kobilanz) Allokation]) der Wassernutzung zu verschiedenen Produkten.<ref> Allan, J. A. (1993) Fortunately there are substitutes for water otherwise our hydro-political futures would be impossible, Priorities for water resources allocation and management 13.4 (1993): 26. <br> https://www.ircwash.org/sites/default/files/210-93PR-11967.pdf#page=18 <br> Archiv: https://web.archive.org/web/20200412142428/https://www.ircwash.org/sites/default/files/210-93PR-11967.pdf#page=18</ref> Hinter Produkten mit dem gleichen Wassergehalt können sehr unterschiedliche und zum Teil viel größere genutzte Wassermengen stehen, die beim Handel des Produktes nicht sofort ersichtlich werden. Das Konzept sollte nun Produkten diese bei der Produktion verwendete Menge als virtuelles Wasser zuschreiben, um so darstellen zu können welche Wassernutzung mit importierten und exportierten Produkten zusammenhängt.<br>
Etwa zwei Jahrzehnte später kam die Idee des Wasserfußabdrucks als [https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenszyklusanalyse Wirkungsindikator] erstmals in einem Bericht auf.<ref>Hoekstra, A.Y.; Hung, P.Q. (2003) Virtual water trade, Hoekstra, Arjen Y., and Pin Q. Hung. "Virtual water trade." Proceedings of the international expert meeting on virtual water trade. Vol. 12. UNESCO-IHE, Delft <br>Archiv: https://web.archive.org/web/20191121200907/http://www.ayhoekstra.nl/pubs/Report11.pdf</ref> Die Motivation besteht darin, dass Länder mit knappen Trinkwasserreserven, diese schonen müssen, indem sie solche Produkte importieren, die viel Trinkwasser in der Produktion benötigen, und wiederum solche Produkte exportieren, die wenig Trinkwasser in der Produktion benötigen. Man könnte mittels des Wasserfußabdrucks ermitteln welche Länder einen Nettoimport von virtuellem Wasser haben und welche einen Nettoexport. So könne verhindert werden, dass es zu Wasserknappheiten kommt. Schon damals führten die Limitationen der Studie jedoch zu viel Kritik.<ref name=’Fereres‘>Fereres, E., Villalobos, F.J., Orgaz, F. et al. (2017) Commentary: On the water footprint as an indicator of water use in food production. Irrig Sci 35, 83–85. <br>https://doi.org/10.1007/s00271-017-0535-y</ref>  
Etwa zwei Jahrzehnte später kam die Idee des Wasserfußabdrucks als [https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenszyklusanalyse Wirkungsindikator] erstmals in einem Bericht auf.<ref>Hoekstra, A.Y.; Hung, P.Q. (2003) Virtual water trade, Hoekstra, Arjen Y., and Pin Q. Hung. "Virtual water trade." Proceedings of the international expert meeting on virtual water trade. Vol. 12. UNESCO-IHE, Delft <br>Archiv: https://web.archive.org/web/20191121200907/http://www.ayhoekstra.nl/pubs/Report11.pdf</ref> Die Motivation besteht darin, dass Länder mit knappen Trinkwasserreserven, diese schonen müssen, indem sie solche Produkte importieren, die viel Trinkwasser in der Produktion benötigen, und wiederum solche Produkte exportieren, die wenig Trinkwasser in der Produktion benötigen. Man könnte mittels des Wasserfußabdrucks ermitteln welche Länder einen Nettoimport von virtuellem Wasser haben und welche einen Nettoexport. So könne verhindert werden, dass es zu Wasserknappheiten kommt. Schon damals führten die Limitationen der Studie jedoch zu viel Kritik.<ref name=’Fereres‘ />


===15.000 Liter pro Kilogramm===
===15.000 Liter pro Kilogramm===
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===Fußabdruck===
===Fußabdruck===
Der Wasserfußabdruck wird regelmäßig als ein Äquivalent zum CO<sub>2</sub>-Fußabruck verstanden. Das ist jedoch unzulässig, weil eine lokale Emission von zusätzlichem CO<sub>2</sub> globale Auswirkungen nach sich zieht unabhängig davon, ob man in einer Gegend lebt in der auch sonst viel CO<sub>2</sub> ausgestoßen wird oder nicht. Demgegenüber steht die Wassernutzung, deren potentielle Schädlichkeit stark von lokalen Faktoren abhängt. Wassernutzung in einer wasserreichen Gegend hat ein geringeres Potential Schäden herbeizuführen als eine Wassernutzung in Regionen, in denen Umwelt und Mensch ohnehin schon mit sehr knappen Wasservorräten auskommen müssen. Daher ist es irreführend importierte Wassermengen aus verschiedenen Regionen und Kontexten miteinander zu einem Wasserfußabdruck zuverrechnen. Dabei gehen zu viele Informationen verloren, um auf dieser Grundlage eine sinnvolle Einschätzung der Umweltauswirkungen treffen zu können.<ref> Wichelns, D. (2015) Virtual water and water footprints do not provide helpful insight regarding international trade or water scarcity. Ecological Indicators, 52, 277-283.<br>https://doi.org/10.1016/j.ecolind.2014.12.013 </ref> <br>
Der Wasserfußabdruck wird regelmäßig als ein Äquivalent zum CO<sub>2</sub>-Fußabruck verstanden. Das ist jedoch unzulässig, weil eine lokale Emission von zusätzlichem CO<sub>2</sub> globale Auswirkungen nach sich zieht unabhängig davon, ob man in einer Gegend lebt in der auch sonst viel CO<sub>2</sub> ausgestoßen wird oder nicht. Demgegenüber steht die Wassernutzung, deren potentielle Schädlichkeit stark von lokalen Faktoren abhängt. Wassernutzung in einer wasserreichen Gegend hat ein geringeres Potential Schäden herbeizuführen als eine Wassernutzung in Regionen, in denen Umwelt und Mensch ohnehin schon mit sehr knappen Wasservorräten auskommen müssen. Daher ist es irreführend importierte Wassermengen aus verschiedenen Regionen und Kontexten miteinander zu einem Wasserfußabdruck zuverrechnen. Dabei gehen zu viele Informationen verloren, um auf dieser Grundlage eine sinnvolle Einschätzung der Umweltauswirkungen treffen zu können.<ref name='Wichelns' />


===Wasserart===
===Wasserart===
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