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Ein häufig von Veganer_innen vorgebrachtes Argument ist, dass der Mensch ein Pflanzenfresser sei und deshalb eine Ernährung, die tierische Bestandteile ausschließt ([[vegane Ernährung]]) gesünder sei als eine Ernährung, die auch tierische Produkte miteinschließt (Mischkost).<br><br> | Ein häufig von Veganer_innen vorgebrachtes Argument ist, dass der Mensch ein Pflanzenfresser sei und deshalb eine Ernährung, die tierische Bestandteile ausschließt ([[vegane Ernährung]]) gesünder sei als eine Ernährung, die auch tierische Produkte miteinschließt (Mischkost).<br><br> | ||
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* Der Mensch befindet sich auf dem Trophieniveau 2,21 und ist daher ein Allesfresser. | * Der Mensch befindet sich auf dem Trophieniveau 2,21 und ist daher ein Allesfresser.<ref name="Trophie" > Bonhommeau, S., Dubroca, L., Le Pape, O., Barde, J., Kaplan, D. M., Chassot, E., & Nieblas, A. E. (2013). Eating up the world’s food web and the human trophic level. Proceedings of the National Academy of Sciences, 110(51), 20617-20620.<br> https://doi.org/10.1073/pnas.1305827110 </ref> | ||
* Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass tierische Bestandteile in der Ernährung nicht per se ungesund sind. | * Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass tierische Bestandteile in der Ernährung nicht per se ungesund sind.<ref name="GlobBurd"> Afshin, A., Sur, P. J., Fay, K. A., Cornaby, L., Ferrara, G., Salama, J. S., ... & Afarideh, M. (2019). Health effects of dietary risks in 195 countries, 1990–2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. The Lancet, 393(10184), 1958-1972.<br> https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)30041-8</ref> | ||
* Ernährungsorganisationen weltweit empfehlen einen gemäßigten Konsum tierischer Nahrungsmittel, da sie gute Nährstofflieferanten sind, ein zu hoher Konsum tierischer Produkte jedoch mit gesundheitlichen Nachteilen assoziiert ist. | * Ernährungsorganisationen weltweit empfehlen einen gemäßigten Konsum tierischer Nahrungsmittel, da sie gute Nährstofflieferanten sind, ein zu hoher Konsum tierischer Produkte jedoch mit gesundheitlichen Nachteilen assoziiert ist.<ref name="DGE"> DGE(2017)10-Regeln der DGE<br> https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf<br>Archiv: https://web.archive.org/web/20200504205645/https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf </ref> | ||
* Eine gut geplante und supplementierte [[vegane Ernährung]] wird von Ernährungsorganisationen allerdings ebenfalls als gesund eingestuft.<br><br> | * Eine gut geplante und supplementierte [[vegane Ernährung]] wird von Ernährungsorganisationen allerdings ebenfalls als gesund eingestuft.<ref name="DGE" /><br><br> | ||
==Verwendung== | ==Verwendung== | ||
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==Ökologische Einordnung== | ==Ökologische Einordnung== | ||
Die Einteilung in Pflanzenfresser, Fleischfresser und Allesfresser ist eine vereinfachte Form des Modells der [[wikipedia:trophic levels|Trophieniveaus]]. Demnach können Organismen im Nahrungsnetz anhand ihrer Ernährung grob in Trophieniveaus eingeteilt werden - (1) Primärpoduzenten, (2) Pflanzenfresser, (3) Fleischfresser (verzehren hauptsächlich Pflanzenfresser), (4-5) Spitzenprädator (verzehren hauptsächlich Fleischfresser). Diese Trophieniveau-Einordnung kann einen Anhaltspunkt liefern, wie sich der Organismus in seinem Ökosystem platziert. Bonhommeau et al. ermittelten mit Verzehrsdaten der Jahre 1961–2009 die Trophieniveaus der Menschen. Im Jahr 2009 liegen die Trophieniveaus der Menschen je nach Region und sozio-ökonomischen Status zwischen 2,04 und 2,57. Im Schnitt liegen Menschen der Studie zu Folge im Jahr 2009 bei einem Trophieniveau von 2,21. Über die Jahre ist das Trophieniveau - insbesondere in Entwicklungsländern erkennbar - proportional zum wachsenden Fleischkonsum angestiegen. Im Gegensatz dazu ist das Trophieniveau der Isländer von 2,76 im Jahr 1974 auf 2,57 im Jahr 2009 abgesunken.<ref | Die Einteilung in Pflanzenfresser, Fleischfresser und Allesfresser ist eine vereinfachte Form des Modells der [[wikipedia:trophic levels|Trophieniveaus]]. Demnach können Organismen im Nahrungsnetz anhand ihrer Ernährung grob in Trophieniveaus eingeteilt werden - (1) Primärpoduzenten, (2) Pflanzenfresser, (3) Fleischfresser (verzehren hauptsächlich Pflanzenfresser), (4-5) Spitzenprädator (verzehren hauptsächlich Fleischfresser). Diese Trophieniveau-Einordnung kann einen Anhaltspunkt liefern, wie sich der Organismus in seinem Ökosystem platziert. Bonhommeau et al. ermittelten mit Verzehrsdaten der Jahre 1961–2009 die Trophieniveaus der Menschen. Im Jahr 2009 liegen die Trophieniveaus der Menschen je nach Region und sozio-ökonomischen Status zwischen 2,04 und 2,57. Im Schnitt liegen Menschen der Studie zu Folge im Jahr 2009 bei einem Trophieniveau von 2,21. Über die Jahre ist das Trophieniveau - insbesondere in Entwicklungsländern erkennbar - proportional zum wachsenden Fleischkonsum angestiegen. Im Gegensatz dazu ist das Trophieniveau der Isländer von 2,76 im Jahr 1974 auf 2,57 im Jahr 2009 abgesunken.<ref name="Trophie" /> Demnach liegt der Mensch zwischen den Trophieniveaus 2 und 3 und ist daher als Allesfresser einzuordnen, hat dabei allerdings in der Regel eine Tendenz zum Pflanzenfresser.<br> | ||
==Physiologische Einordnung== | ==Physiologische Einordnung== | ||
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===Vitamin B12=== | ===Vitamin B12=== | ||
Ein eindrückliches Indiz darauf, dass der Mensch kein reiner Pflanzenfresser ist, ist die mangelnde Fähigkeit, das in seinem Verdauungstrakt gebildete Vitamin B12 dort auch aufzunehmen, sodass der Mensch auf eine externe Quelle des Vitamins angewiesen ist. Es sind derzeit keine Pflanzen bekannt, die den Bedarf dieses Vitamins zuverlässig decken können. Daher wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu einer Supplementation dieses Vitamins geraten, sollte man keine oder nicht ausreichend tierische Produkte zur Deckung des Bedarfs verzehren.<ref>Richter, M. et al. (2016) DGE-Position "Vegane Ernährung": https://doi.org/10.4455/eu.2016.021 - deutsch: https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230_korr.pdf <br> Archiv: https://web.archive.org/web/20200409171608/https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230_korr.pdf</ref><br> | Ein eindrückliches Indiz darauf, dass der Mensch kein reiner Pflanzenfresser ist, ist die mangelnde Fähigkeit, das in seinem Verdauungstrakt gebildete Vitamin B12 dort auch aufzunehmen, sodass der Mensch auf eine externe Quelle des Vitamins angewiesen ist. Es sind derzeit keine Pflanzen bekannt, die den Bedarf dieses Vitamins zuverlässig decken können. Daher wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu einer Supplementation dieses Vitamins geraten, sollte man keine oder nicht ausreichend tierische Produkte zur Deckung des Bedarfs verzehren.<ref>Richter, M. et al. (2016) DGE-Position "Vegane Ernährung": https://doi.org/10.4455/eu.2016.021 - deutsch: https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230_korr.pdf <br> Archiv: https://web.archive.org/web/20200409171608/https://www.ernaehrungs-umschau.de/fileadmin/Ernaehrungs-Umschau/pdfs/pdf_2016/04_16/EU04_2016_M220-M230_korr.pdf</ref><br> | ||
==Auswertung der Global Burden of Disease Study== | |||
Afshin et al. publizierten 2019 eine Studie, die auf Grundlage von epidemiologischen Daten ermittelte, welchen Einfluss spezifische Ernährungsgewohnheiten auf das Risiko der Entwicklung von ernährungsbedingten Krankheiten. Anzumerken ist, dass Studien dieser Art nur eine vorsichtige Einschätzung erlauben.<ref name="GlobBurd" /> Den größten Einfluss attestieren Afshin et al. einem zu hohen Salzkonsum und einem zu geringen Konsum von Vollkornprodukten, Früchten, Nüssen, Samen und Gemüse, sowie zu wenig konsumierten langkettigen Omega-3-Fettsäuren vornehmlich aus Fischen und Meerestieren. Der Einfluss des Konsums anderer tierischer Produkte auf das Risiko an einer ernährungsbedingten Krankheit zu sterben ist eher gering. Während der Konsum von zu viel verarbeiteten Fleisch sich geringfügig negativ auswirkt, ist der Konsum von Milch ebenfalls schwach mit präventiven Auswirkungen assoziiert. Diese Ergebnisse können die Hypothese, dass der Mensch nicht geeignet sei tierische Produkte zu verzehren oder dadurch sogar krank werde nicht stützen. | |||
==Ernährungsorganisationen== | ==Ernährungsorganisationen== | ||
{{Hauptartikel|[[vegane Ernährung]]}} | {{Hauptartikel|[[vegane Ernährung]]}} | ||
Ernährungsorganisationen empfehlen den regelmäßigen Konsum tierischer Produkte, da diese gut verfügbare Quellen für essentielle Nährstoffe darstellen. Die DGE empfiehlt auf Grundlage der von ihr ausgewerteten Studien täglich Milch und Milchprodukte und ein bis zweimal in der Woche Fisch zu essen. Wer Fleisch esse, solle nicht mehr als 300-600g in der Woche verzehren.<ref | Ernährungsorganisationen empfehlen den regelmäßigen Konsum tierischer Produkte, da diese gut verfügbare Quellen für essentielle Nährstoffe darstellen. Die DGE empfiehlt auf Grundlage der von ihr ausgewerteten Studien täglich Milch und Milchprodukte und ein bis zweimal in der Woche Fisch zu essen. Wer Fleisch esse, solle nicht mehr als 300-600g in der Woche verzehren.<ref name="DGE" /> Eine gut geplante und supplementierte [[vegane Ernährung]] wird von Ernährungsorganisationen jedoch ebenfalls als bedarfsgerecht eingestuft (siehe [[vegane Ernährung]]).<br> | ||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== |
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